Christoph Herrmann
im TIP (Berlinmagazin) 20/1999
Als Klezmerensemble hat man es schwer in Berlin: Nicht
nur, weil sich beinahe wöchentlich neue Gruppen gründen, sondern
auch, weil der nostalgische Versuch, die Musik des untergegangenen osteuropäischen
Judentums wieder zu beleben, für Außenstehende oft schwer verständlich
ist. Vielleicht war das der Grund dafür, dass DI GRINE KUZINE sich
mit der Labelsuche für ihr neues Album "KLEZMER'S PARADISE" schwer
taten und die Scheibe kurz entschlossen in Eigenregie herausbrachten.
Dabei hat das Quintett etwas zu bieten, was den meisten
Ensembles aus der Betroffenheitsecke schlicht abgeht: nämlich Spielwitz
und erfrischend originelle Arrangements. Kein Wunder, ist man doch stets
eigene Wege gegangen. War der Dixie aus New Orleans prägender Einfluß
der frühen Jahre gewesen, so hat man sich seit Anfang 1998 in eine
neue Richtung begeben. So wie die alten Klezmorim einst die Musik aller
sie umgebenden Völkerschaften adaptierten, versetzt DI GRINE KUZINE
nun die alten Melodien verstärkt mit Musik vom Balkan, aber auch aus
der Karibik und würzt das Ganze mit einer Prise Jazz und Ska. Und
Akkordeonistin Alexandra Dimitroff, Ur-Berlinerin mit bulgarischem Vater,
entwickelt eine bis dahin unbekannte vokale Begabung. Wenn sie heute mit
kräftiger Stimme herzzerreißende Balladen vom Balkan zum Besten
gibt, dann wünscht man sich, sie möge nie wieder damit aufhören.
So gerät jedes Konzert der Vielbeschäftigten zur mitreißenden
Tanzparty einer heute generationenübergreifenden Anhängerschaft. |